Am 30. Spieltag empfing der VfB Stuttgart mit Union Berlin einen der schärfsten Verfolger im Kampf um den Aufstieg. Mit einem Sieg wollten sich die Hausherren ein kleines Polster auf die Eisernen schaffen. Eine Niederlage hätte bedeutet, dass die vier ersten Mannschaften alle punktgleich gewesen wären.

Aufstellungen

Hannes Wolf veränderte seine Mannschaft im Gegensatz zur letzten Woche auf einer Position. Im standardmäßigen 4-2-3-1 der letzten Wochen rückte der junge Brekalo für Özcan in die Startelf. Union-Trainer Jens Keller schickte seine Elf in der gleichen Formation wie in der letzten Woche aufs Feld.

image3344

Union ohne Zugriff gegen den Ball

Wie schon in den letzten Wochen baute der VfB das Spiel bevorzugt über die linke Seite auf. Insua löste sich im eigenen Ballbesitz von seiner Position als Linksverteidiger und positionierte sich im offensiven linken Halbraum. Die ursprüngliche Viererkette wandelte sich in eine Dreierkette mit Pavard und Kaminski als Halbverteidiger. Union versuchte immer wieder hoch anzulaufen, da jedoch die Viererkette oft nicht konsequent genug nachrückte, war die Formation der Berliner vertikal gestreckt, so dass sich immer wieder große Räume auftaten, die der VfB bespielen konnte.

Zusätzlich hatte der VfB, wie bereits erwähnt, mit Insua eine zusätzliche Anspielstation in hohen, zentraleren Zonen, auf die Union nie wirklich Zugriff bekam. In der Mitte des Spielfeldes ergaben sich durch die mangelnde Kompaktheit von Union, sowie der Rolle von Insua immer wieder Überzahlsituationen für den VfB, die die Heimmannschaft zu nutzen wusste. Der heute als „Zehner“ aufgebotene Maxim erhielt immer wieder den Ball, konnte aufdrehen und Tempo aufnehmen. Oft wurden Bälle auf Asano durchgesteckt, der immer wieder die Schnittstelle zwischen Innen-, und Außenverteidiger attackierte. Alternativ erfolgten Verlagerungen auf die rechte Seite, auf der Brekalo immer wieder in 1:1 Duelle mit Außenverteidiger Pedersen (oder gar in Unterzahldribblings wenn der Außenstürmer der Berliner mit nach hinten arbeitete) gehen konnte, die er meistens für sich entschied und mit anschließenden Hereingaben für Gefahr sorgte.

An dieser Stelle kann man allgemein erwähnen, dass sich Spieler die ihre Stärken in 1:1 Situationen auf der rechten Seite momentan ohnehin leichter tun. Durch die Dreierkette und den Linksfokus im Aufbau ist der Flügelspieler auf der rechten Seite in der Regel ziemlich isoliert und muss sich seine Aktionen über eben diese Duelle erarbeiten. Asano ist technisch nicht stark genug um sich konstant in diesen Situationen durchzusetzen, was (neben anderen Faktoren) dazu führte, dass er die letzten Wochen oft schwache Spiele zeigte. Brekalo hat seine Stärken genau in diesen 1:1 oder 1:2 Duellen, was er heute eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Auch in Umschaltsituationen hatten die Berliner durch die mangelnde Kompaktheit immer wieder Probleme. Aus solch einer Situation sollte auch das zwischenzeitliche 2:0 resultieren. Nach einem tiefen Ballgewinn von Insua spielte er den Ball zu Ofori, der ungestört durch das Zentrum marschieren kann. Die einzige Absicherung im zentralen Mittelfeld der Berliner konnte durch ihr ungestümes Herausrücken mit Leichtigkeit überspielt werden. Ofori setzte in der Folge den durchstartenden Brekalo auf der rechten Seite ein, der mit einer flachen Hereingabe Terodde in Szene setzte, welcher letztendlich den Ball ins Tor schob.

Der VfB steht kompakt – Union mangelt es an Anspielstationen im Zentrum

Gegen den Ball formierte sich der VfB in der ersten Phase in einem 4-4-2, was in tieferen Zonen durch das zurückfallen von Maxim wieder zu einem 4-2-3-1 wurde. Da man heute weitestgehend auf aggressives hohes Mittelfeldpressing verzichtete und primär versuchte Räume und Passwege zu verschließen, stand man heute gegen den Ball recht kompakt. Die beiden Sechser, Gentner und Ofori, zeigten immer wieder gutes Gespür beim Herausrücken und beim Zustellen der Passwege. Union kam kaum einmal in den Zwischenlinienraum zwischen Viererkette und Mittelfeld. Dies jedoch alleine der Defensive des VfB zuzuschreiben wäre zu kurz gegriffen. Das Verhalten der Berliner im eigenen Ballbesitz hatte gleichermaßen seinen Anteil daran. Während die beiden Außenverteidiger der Gäste hochschoben, ließ sich der nominelle Sechser Kroos immer wieder neben die beiden Innenverteidiger fallen. Zehner Kreilach orientierte sich immer wieder recht früh im eigenen Ballbesitz in die letzte Linie, so dass nur noch der zweite Sechser Fürstner als potentielle Anspielstation im Zentrum agierte. Vor allem im Zehnerraum der Berliner klaffte viel zu oft ein riesen Loch, so dass ein flacher, kontrollierte Spielaufbau durch das Zentrum kaum möglich war. Die Folge waren viele lange Bälle auf Polter, die der VfB meistens ganz gut verteidigen konnte. Auch die flachen Pässe in Richtung Spitze konnten von den Sechsern des VfB immer wieder abgefangen werden, was immer wieder Umschaltsituationen durch das offene Zentrum der Eisernen zur Folge hatte.

Gefährlich wurde Union jedoch immer wieder nach Standardsituationen und Flanken in den Strafraum, bei denen die VfB-Verteidigung immer wieder Probleme mit den kopfballstarken Berlinern hatte. Das zwischenzeitliche 2:1, das Polter per Kopf erzielen konnte, fiel nach einer Flanke aus dem Halbfeld, bei der sich niemand richtig an Polter orientierte.

Konstant für Gefahr sorgen konnten die Berliner jedoch nicht, so dass der VfB, auch Dank der Schwächen der Gäste, heute eine recht souveräne Defensivleistung darbieten konnte.

Fazit

Der 3:1 Sieg für den VfB war absolut verdient. Union zeigte heute Probleme die dem VfB aufgrund der letzten Wochen durchaus bekannt sein dürften. Sowohl Defensiv, aber auch Offensiv, fehlte es den Eisernen an Kompaktheit, was dem VfB im Angriff immer wieder große Räume schaffte. Hinzu kam, dass der VfB heute sowohl individuell wie auch als Mannschaft eine überzeugende Leistung zeigte.