Am 12. Spieltag der Zweitliga-Saison empfing der VfB Stuttgart die Gäste aus Bielefeld. Die Rollen waren klar verteilt: Während der VfB vor diesem Spieltag auf Platz 2 der Tabelle stand, bewegten sich die Gäste aus Ostwestfalen im Tabellenkeller und wollten durch einen Sieg die Abstiegsplätze verlassen. Am Ende stand ein 3:1 Sieg für die Gastgeber zu Buche.

Die Formationen

Der VfB spielte sowohl im eigenen Ballbesitz, wie auch gegen den Ball in einem 4-1-4-1 System. Kaminski durfte zum zweiten Mal in Folge von Beginn an spielen. Dieses Mal jedoch  sofort als Innenverteidiger neben Timo Baumgartl. Die defensiven Außen wurden von Insua und Großkreutz besetzt. Das Mittelfeldzentrum bestand aus Zimmermann auf der Sechs, sowie Özcan und Gentner auf der Acht. Flankiert wurden sie standesgemäß von Asano und Mané. Die Sturmspitze gab Simon Terodde.

Gegen den Ball war man wieder darauf bedacht möglichst kompakt zu stehen, ließ sich jedoch in der Regel nicht so weit zurückfallen wie letzte Woche in Karlsruhe. Der erste Verteidiger, Terodde, erwartete den Gegner am Mittelkreis. Aggressives herausrücken war nur vereinzelt zu sehen.

Die Arminia formierte sich im eigenen Ballbesitz in einem 4-2-3-1. Das Innenverteidigerduo bildeten Börner und Behrendt. Komplettiert wurde die Viererkette von den Außenverteidigern Görlitz und dem agilen Schuppan. Die Doppelsechs bestand aus Junglas und Schütz. Die Dreierreihe davor bestand aus Prietl im Zentrum, flankiert von Voglsammer und Hartherz. Der robuste Klos war die Sturmspitze.

Gegen den Ball formierten sich die Ostwestfalen in einem kompakten 4-4-2. Hier rückte Prietl auf eine Höhe mit Klos und die vier Mann im Mittelfeld bildeten dahinter eine Linie. Auch bei Bielefeld blieb die erste Linie in der Regel passiv und sah davon ab, die Innenverteidiger anzulaufen.

Der VfB ohne Durchschlagskraft – Bielefeld lauert auf Konter

Das Spiel begann wie erwartet. Die Bielefelder überließen dem Favoriten das Spiel und formierten sich in ihrem kompakten 4-4-2 gegen den Ball. Der VfB wollte, ähnlich wie gegen Karlsruhe in der Vorwoche, über flache Pässe auf die Achter den Sechserraum überbrücken. Vor dem Tor wollte man dann durch Kombinationen, oder durch Durchbrüche über die schnellen Außen zum Erfolg kommen. Bielefeld war jedoch sehr gut darauf eingestellt und versperrte sämtliche Passwege für die Innenverteidiger auf die Achter, oder die offensiven Außen. Zum einen lag die mangelnde Einbindung der Achter am guten Zustellen der Passwege von Bielefeld, zum anderen bewegten sich Gentner und Özcan aber auch schlecht. Keiner der beiden nahm die Rolle als Verbindungsspieler ein, so dass die beiden viel zu oft in der Luft hingen. Das hatte zur Folge, dass der VfB den Ball hauptsächlich in tiefen Zonen zirkulieren ließ. Die Innenverteidiger spielten oft kurze Pässe auf den kurz kommenden Zimmermann, der den Ball wieder prallen ließ.

Diese tiefe Zirkulation und der Verzicht auf jegliches Risiko wurden durch das frühe 1:0 für den VfB noch weiter angefeuert. Nach einem kurz ausgeführten Abstoß von Torwart Hesl schob Terodde aggressiv in Richtung Ball. Der Innenverteidiger spielte den Ball auf seinen Torwart zurück, welcher dann den heranstürmenden Terodde anschoss. Dieser musste daraufhin nur noch einschieben.

In der Folge schien es so, als wolle der VfB noch extremer jegliches Risiko vermeiden. Neben der beschriebenen tiefen, risikolosen Ballzirkulation zwischen den Innenverteidigern und Zimmermann wurden auch einige Umschaltsituationen nicht mit der letzten Konsequenz ausgespielt. Oft nahm man das Tempo gegen unsortierte Bielefelder aus dem Spiel und ließ den Ball wieder hinten zirkulieren.

Die gefährlichste Situation nach dem 1:0 hatten die Stuttgarter, als sie einen Konter schön heruasspielten, an dessen Ende Asano jedoch an Torhüter Hesl scheiterte.

Im eigenen Ballbesitz fokussierten sich die Bielefelder auf ihren linken Flügel. Der linke Außenverteidiger Schuppan, im Gegensatz zu seinem Pendant auf Rechts stand er höher, unterstützte seinen Vordermann Hartherz bei fast jeder Aktion. Die beiden versuchten auf ihrer Seite Durchbrüche zu erzeugen, in deren Folge sie ihren Stürmer Klos mit Flanken füttern wollten. Dies gelang ihnen jedoch eher selten. Trotzdem wurde Bielefeld in Halbzeit 1 in einigen Situationen im Ansatz gefährlich. Dies war meist nach Ballgewinnen, als die beiden Achter Özcan und Gentner zu weit aufgerückt waren, und das Stuttgarter Mittelfeld dadurch unsortiert war.

Insgesamt war die erste Halbzeit jedoch sehr ereignisarm. Beide Mannschaften neutralisierten sich größtenteils. Der VfB vermied nach dem 1:0 jegliches Risiko und verwaltete die Führung.

Der VfB lässt Bielefeld ins Spiel kommen

Zur zweiten Halbzeit brachte VfB-Coach Hannes Wolf Florian Klein für Berkay Özcan ins Spiel. Dieser rückte auf die Sechs und Zimmermann bekleidete die Özcan-Position auf der Acht. Dadurch wollte Wolf vermutlich einerseits einen zweikampfstärkeren Spieler auf der Sechs haben, um die Konter der Gäste zu unterbinden, sowie andererseits mit Zimmermann einen agileren Spieler auf die Acht stellen, um das Spiel nach vorne wieder zu beleben. Dieser Wechsel hatte jedoch weitreichende Folgen für den VfB.

Im Laufe der zweiten Halbzeit gab es vermehrt Ballverluste. Während Zimmermann in Halbzeit 1 noch als Anspielstation für Innen-, und Außenverteidiger fungierte, konnte Klein diese Rolle nicht adäquat übernehmen, da er weder so kombinationsstark ist wie Zimmermann, noch so ein gutes Gefühl für den Raum hat. Dadurch geriet die tiefe Zirkulation ins Stocken und der VfB begann Fehler zu machen. Auch gegen den Ball stand das Zentrum plötzlich nicht mehr so gut wie noch in Halbzeit 1. Während man im ersten Durchgang bis auf wenige Umschaltaktionen die Bielefelder gut im Griff hatte, starteten diese jetzt einen Angriff nach dem anderen.

In der 64. Minute konnte die Arminia durch Voglsammer den durchaus verdienten Ausgleich erzielen. Nach einer Flanke von der linken Seite verpasste Kaminski den Ball und Voglsammer musste nur noch einschieben. Kurze Zeit später hätte man sogar fast noch das 2:1 nachgelegt, der Schuss eines Bielefelders ging jedoch nur an den Pfosten.

In der 70. Minute konnte der VfB jedoch wieder in Führung gehen. Mitten in der Druckphase der Arminia konnte Terodde nach einer Flanke von Insua den Ball zur erneuten Führung im Tor unterbringen. Ein überaus günstiger Zeitpunkt für dieses Tor, da das Spiel zu dieser Zeit kurz davor war zu Gunsten der Bielefelder zu kippen.

Kurze Zeit später stellte Wolf taktisch um. Er zog Zimmermann wieder zurück und ließ diesen nun neben Klein in einem 4-2-3-1 auf der Sechs spielen. Das Tor, aber vor allem auch diese Umstellung taten dem VfB sehr gut. Zimmermann verhalf seiner Mannschaft wieder zu mehr Ballsicherheit, und die doppelte Absicherung auf der Sechs sorgte dafür, dass man die Offensivbemühungen der Arminia besser in den Griff bekam.

Nach dem Tor versuchte Bielefeld das Spiel noch einmal auszugleichen und rückte logischerweise weiter auf. Die Bemühungen der Ostwestfalen konnten jedoch aufgrund der taktischen Umstellung relativ gut abgewehrt werden. Im Gegenzug öffneten sich jetzt für den VfB auch vermehrt Räume für schnelle Konter. Diese wurden aber meistens schlampig ausgespielt, weswegen man dadurch auch keine wirklich zwingenden Chancen kreieren konnte. Den Schlusspunkt setzte schließlich wieder Terodde, der mit seinem dritten Treffer den 3:1 Endstand herstellen konnte.

Fazit

Der VfB siegte letztendlich etwas glücklich. Bielefeld stand sehr gut und ließ den VfB kaum zur Entfaltung kommen. Während die Schwaben in Halbzeit 1 noch relativ souverän und abgeklärt agierten, kamen sie nach der Einwechslung von Klein in der Halbzeit aus dem Konzept. Die erneute Führung für den VfB aus dem Nichts, sowie die Umstellung auf ein 4-2-3-1 verhalfen dem VfB letztendlich zu diesem Erfolg.